So wird die Landwirtschaft immer stärker automatisiert und spezialisiert, die Bauernhöfe haben innerhalb des alten Ortskerns kaum noch Entwick- lungsmöglichkeiten, werden z. T. schon ausgelagert, im Nebenerwerb betrieben oder generationenbedingt aufgegeben.
Ortstypische Fachwerkhäuser wurden durch die Verkleidung des Fachwerkes mit Metall- oder Eternitplatten oder aber durch den Einbau von Metalltüren und Kunststofffenstern verschandelt.
Bausubstanzen werden zu Lager- räumen umgenutzt oder zu Wohnungen umgebaut. Die Gärten verändern ihr Gesicht. Die Selbstversorgung mit eigenem Obst und Gemüse ist stark zurückgegangen, die Kleinfamilien kommen mit weniger Mengen aus. So sind viele der ehemals großen Bauerngärten verschwunden. Selbst die für die Kommunikation der Dorfbewohner essentiellen Sitzbänke auf den Haustreppen fielen der “Modernisierungswut“ zum Opfer.
Besonders dramatisch erscheint die Versie- gelung für Siedlungs- und Gewerbeflächen, die in besonderem Maße das Stadtbild vieler Orte verändert hat.
Aber auch in den Dörfern hat dieser enorme Flächenverbrauch zu einer teilweisen Urbanisierung des ländlichen Raumes und zu Uniformität geführt und viele Dörfer ihres charakteristischen Gesichts beraubt.
Die Bausubstanz wird auch im Ortskern verdichtet und es entstehen Wohnhäuser auf den ehemaligen Garten- und Grünflächen. Dies alles wirkt sich deutlich auf das Ökosystem Dorf aus. Im Dorf vorkommende Pflanzen- und Tierarten sind oftmals auf die Standortverhältnisse im Dorf spezialisiert.
Die zahlreichen anthropogenen (von Menschen geschaffenen) Biotoptypen Haus-, Nutz- und Kleingarten sind im alten Ortskern oftmals in einer vielgestaltigen und daher wertvollen Ausprägung vorhanden.
Eingefasst sind die Gärten mit Blütenhecken oder geschnittenen Weißdornhecken. In ungenutzten Ecken liegen Reisighaufen und dienen z.B. dem Igel als Möglichkeit zum Überwintern. Die Tendenz zum Ersatz durch pflegeleichte, standortfremde Gehölze u. a. im Neubaugebiet ist aber auch zu erkennen.
Der Amper Friedhof mit seinem alten Baumbestand und den z. T. mit Moosen bewachsenen Grabsteinen und Mauern ist eine öffentliche Freifläche mit hohem ökologischen Wert. Er weist eine hohe standörtliche und strukturelle Vielfalt auf und bietet dadurch Pflanzen- und Tierarten Lebensraum.
Die Brach- und Ruderalflächen (rudus = Schutt) mit ihrer hohen Artenzahl sowie die Weg- und Straßenränder bzw. die Graswege, die Standorte für dorftypische Pflanzenarten sind, übernehmen wichtige Vernetzungsfunktionen vom Außenbereich in die Siedlungsräume.
Die in der alten Ortslage zahlreich anzutreffenden Bruchsandsteinmauern sind insbesondere bei Trockenversatz mit unversiegeltem Mauerfuß von ökologischer Bedeutung. Sie stellen im alten Ortskern durch ihre hohe Zahl ein unbedingt zu entwickelndes Potential dar. In den meisten Fällen sind sie allerdings frei von Bewuchs, bündig ausgefugt und mit zementiertem Mauerkopf.
Mauern sind von Menschen geschaffene Felsstandorte, auf denen sich je nach Besonnung unterschiedliche Pflanzenge- sellschaften in den Fugen oder der Mauer- krone ansiedeln können. Eine zu starke Pflege der Mauern vernichtet die für das Dorf typischen Wuchsstandorte und bedroht so die Pflanzengesellschaften in ihrer Existenz. Weiterhin kommen an Mauern Wärme liebende Tierarten wie spezielle Schnecken, Spinnentiere und Insekten vor.
Die unter dem Begriff Kleingehölze einzuordnenden Einzelbäume, Baumgrup- pen, Baumreihen und Hecken aus einhei- mischen Laubgehölzen finden sich in Ampen entlang der Gräben und Bäche und im alten Ortskern innerhalb von Gärten bzw. als Einzelbäume im Straßenraum und Vorgar- tenbereich.
So darf es sicherlich als Glücksfall gewertet werden, dass die Allee bildenden Bäume an der B1 in Ampen im Rahmen des B1-Ausbaus nicht ein Opfer des Straßenbaus geworden sind, sondern auf Initiative des nachhaltig denkenden Ortsvorstehers auch heute noch ihre Ortsbild prägende Funktion wahr- nehmen können.
Im Sinne des Biotopverbunds hat dieser denn auch die Weiterführung dieser Allee von Ampen nach Soest beantragt. Im Frühjahr 2010 wird mit den Bauarbeiten begonnen, die Bundesstraße 1 zwischen Ampen und Soest in eine Alleenstraße umzuwandeln.
Beim Vergleich der Kartierungsergebnisse auf dem Messtischblatt 4414 Soest aus den Jahren 1897 und 1998 fällt der Verlust an Freiräumen und Landschaft prägenden Strukturen in und um Soest herum unmittel- bar ins Auge.
Beim Klick auf das nebenstehende Bild öffnet sich das komplette Messtischblatt 4414.